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Philosophische Ideen und ökonomische Erkenntnisprogramme - Anmerkungen zu dem Essay von Steffen Groß / Philosophical ideas and Economics: a comment to Steffen Groß
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Titel: |
Philosophische Ideen und ökonomische Erkenntnisprogramme - Anmerkungen zu dem Essay von Steffen Groß / Philosophical ideas and Economics: a comment to Steffen Groß |
In: | ORDO, 61, 2010, 1, S. 95-114 |
veröffentlicht: |
Walter de Gruyter GmbH
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Umfang: | 95-114 |
ISSN: |
2366-0481 0048-2129 |
DOI: | 10.1515/ordo-2010-0108 |
Zusammenfassung: | <jats:title>Zusammenfassung</jats:title> <jats:p> Tatsächliche oder angebliche Krisen der Ökonomik geben immer wieder Anlass, den naturalistischen Denkstil für den Kultur-Bereich „Wirtschaft“ in Frage zu stellen. Man pflegt dabei regelmäßig die Unangemessenheit einer methodischen Auffassung zu betonen, wonach kausale Faktoren auch für eine Erklärung sozialer Phänomene heranzuziehen seien. Der naturalistische Denkstil - so die Diagnose von Groß - sei die Ursache für eine fundamentale Fehlorientierung der zeitgenössischen Ökonomik. Er macht den Vorschlag, Ökonomen sollten sich mit Philosophen über eine adäquate Abgrenzung und methodische Orientierung der Ökonomik verständigen. Nach seiner Auffassung ist die Hermeneutik, genauer: das Kulturverstehen, die Alternative zum vorherrschenden naturalistischen Denkstil in der Ökonomik. </jats:p> <jats:p>In meinem Beitrag schlage ich vor, die Arbeiten des Philosophen Hans Albert zu verwenden, wenn man sich über fundamentale inhaltliche und methodologische Probleme der Ökonomik Klarheit verschaffen möchte. Albert zeigt, dass die Ökonomik zum ersten Mal das Problem der sozialen Steuerung in den Mittelpunkt einer Analyse naturwissenschaftlichen Charakters gestellt hat. Es handelt sich in der so aufgefassten Ökonomik um die systematische Erklärung von Tatbeständen auf theoretischer Grundlage, das heißt unter Verwendung von allgemeinen Gesetzmäßigkeiten. Dieses Erkenntnisprogramm der Ökonomik ist nicht beschränkt auf den engeren Bereich der Wirtschaft. Die Ideen der Ökonomik lassen sich vielmehr auf alle Bereiche des sozialen Lebens anwenden, so dass die Ökonomik eine allgemeine Sozialwissenschaft ist. </jats:p> <jats:p>Ich unterscheide in meinem Beitrag Gesetze, Formeln und Einsichten und widerlege durch Beispiele von Tocqueville, Popper und Alchian die Auffassung, im Bereich des Sozialen gebe es keine echten Gesetze. Es gibt darüber hinaus allgemeine philosophische und historische Einsichten in die Natur einer Gesellschaft, die für die Orientierung des politischen Handelns wichtiger sein können als die Formeln der mathematischen Ökonomik. Als Beispiele erwähne ich bekannte und weniger bekannte Ideen von Hayek, Albert und North. </jats:p> <jats:p>Kulturverstehen ist in pragmatischer Hinsicht für die Ökonomik von Bedeutung. Wie die Analyse von Albert zeigt, ist das Verstehen eine Form der Wahrnehmung, aber kein Ersatz für Erklärungen von ökonomischen oder sozialen Erscheinungen, etwa von Marktpreisen oder Revolutionen. Die gegenteilige Auffassung glaubt sich auf die Lücken- These von Searle stützen zu können, wonach kausalistische Handlungstheorien wegen der Möglichkeit der absoluten Freiheit im Handeln falsch sein müssen. In Anlehnung an Gadenne zeige ich, dass die These von Searle problematisch ist. Aber selbst wenn Searles Lücken-These wahr wäre, würde sie Gesetzmäßigkeiten im sozialen Bereich nicht unmöglich machen.</jats:p> |
Format: | E-Article |
Quelle: | Walter de Gruyter GmbH (CrossRef) |
Sprache: | Englisch |